Sinn in der Arbeit schützt vor Burnout

14. März 2015. Zur Einstimmung verteilte die Psychologin und Mediatorin Maria Hof-Glatz aus Sigmaringen im Vortragsraum der Fachklinik Höchsten zunächst drei Rosinen – mit der Aufforderung, diese exakt fünf Minuten lang zu kauen. Mit dieser Übung zur Achtsamkeit sollte es den knapp zwanzig Besuchern erleichtert werden, im „Hier und Jetzt“ anzukommen. Den Rückmeldungen zufolge fiel das den Meisten nicht schwer. Anschließend blickte die Referentin in der Menschheitsgeschichte weit zurück: Die vorindustrielle Ära sei für die Menschen zwar körperlich sehr belastend gewesen, die work-life-balance jedoch habe gestimmt. Mit dem Rückgang des selbstbestimmten Arbeitens im Zuge der Industrialisierung seien die seelischen Belastungen stetig gewachsen.

In der heutigen Zeit seien zusätzliche Belastungsfaktoren hinzu gekommen, wie etwa die rasante Wissensvermehrung. Alle drei Minuten würden neue physikalische Zusammenhänge erkannt, alle fünf Minuten gebe es neue medizinische Erkenntnisse. Ein weiterer Belastungsfaktor sei der demografische Wandel. Der mache sich in der Arbeitswelt schon jetzt bemerkbar. Fallen Fachkräfte aus, würde die Arbeit auf die anderen Mitarbeiter verteilt.

„Bis 2050 wird es in Baden-Württemberg rund eine Million weniger Menschen geben“, sagte Hof-Glatz. Sie erläuterte den Unterschied zwischen positivem Stress, auch Eustress genannt, und dem Distress. Dieser wiederum wirke langfristig schädigend auf Körper und Seele. An modernen Arbeitsplätzen würden vielfach Distress-Elemente vorherrschen, etwa durch eine ständige Erreichbarkeit und ein permanent hohes Maß an Reizüberflutungen. Fehlt es dort zusätzlich an Möglichkeiten der Einflussnahme, Kollegialität, Sinnhaftigkeit oder Transparenz, ist der Weg zum Burnout oder anderen Beschwerden und Krankheitsbildern nicht weit.

Vorgesetzte in der Verantwortung

„Menschen mit einer ängstlich-pessimistischen Grundhaltung und einem schwachen Selbstwert sind besonders gefährdet“, so die Referentin. Als Gegenmaßnahme einmal im Jahr Urlaub zu machen, wäre wenig wirkungsvoll. Weit wichtiger sei es, wenn der Mitarbeiter einen Sinn in seiner Arbeit erkennen könne. Aber auch dem Vorgesetzten komme eine bedeutende Rolle zu. „Er sollte seine Mitarbeiter in einem angstfreien Klima motivieren können und ihnen Würde und Respekt entgegen bringen“.

Darüber hinaus sei es wichtig, sich selbst gegenüber achtsam zu sein, täglich Atemübungen zu machen, viel zu schlafen, sich gesund zu ernähren und ausreichend Zeit für Sport und andere Hobbys einzuplanen. Auch sollten die „Antreiber“ überdacht und die „Stressoren“ erkannt werden. Muss immer alles perfekt sein? Muss ich immer stark sein und es allen recht machen? „Ein egoistisches Nein ist ein herzhaftes Ja zu sich selbst“, sagte Hof-Glatz und gab zu bedenken, dass sich nur dann etwas ändert, wenn „ich mich selbst ändere“. Erfolg habe im Grunde drei Buchstaben: Tun! Möglichst zeitnah.

Quelle:
http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Sinn-in-der-Arbeit-schuetzt-vor-Burnout-_arid,10193884_toid,19.html

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