22. Februar 2015. Die guten Vorsätze sind längst vergessen, wir stecken wieder mitten im Ausnahmezustand, zu dem der Arbeitsalltag mutiert ist. Ein Plädoyer gegen das kranke Denken, in dem Stress ein Statussymbol ist. Von Tobias Jochheim
Früher hieß es: "Mein Haus, mein Auto, mein letzter Urlaub". Dieses stumpfe Übertrumpfen muss man nicht romantisieren; Glücks-Bringer wie alltägliche Freizeit mit seinen Lieben tauchten nie darin auf. Der Grundgedanke jedoch war nicht ganz verkehrt: Man verglich die Früchte seiner Arbeit, eben das Erarbeitete. Das, weshalb man all das täglich auf sich nimmt: das frühe Aufstehen, die Pendelei, das Kantinenessen, den nichtendenwollenden Papierkram, die Schnapsideen des Chefs. Die unrealistischen Anforderungen, die Über- und Unterforderung. Das Multitasking. Den Zeit- und Kostendruck. Den Stress.
Heute zählt, wer auf Respekt und Applaus aus ist, oft auf: "Meine Überstunden, meine spätabends von zuhause beantworteten Mails, meine angehäuften Urlaubstage, die ich nie nehmen werde." Zunehmend definieren wir uns über unsere Arbeit. Die Beziehung zu ihr nimmt pseudo-erotische Züge an. Und perverse. Für manche ist Arbeit zum Fetisch geworden.
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